Im Dezember 2024 ging es für mich auf eine ganz besondere Reise: Inselhüpfen auf den Azoren mit Stationen auf São Miguel, Terceira und Flores. Ergänzt wurde die Tour durch einen kurzen Aufenthalt in Lissabon und Cascais. Weihnachten einmal anders zu verbringen – mitten im Atlantik, umgeben von beeindruckender Natur, stillen Momenten und inspirierenden Begegnungen… Ein unvergesslicher Jahresausklang.
Die Azoren bieten das ganze Jahr über ein mildes, wechselhaftes Klima. Im Sommer klettern die Temperaturen selten über 26 Grad, im Winter bleibt es angenehm mild. Regen und Sonne wechseln sich oft ab – genau das macht den besonderen Charme der Inseln aus.
Die beste Reisezeit ist von Mai bis September, wenn die Natur in voller Blüte steht, die Tage lang und warm sind und das Meer zum Baden einlädt. Besonders ruhig und schön sind der späte Frühling und der frühe Herbst – ideal für Wanderungen und Ruhe abseits der Touristenmassen.
Route
Start der Abenteuerreise: São Miguel– Die grüne Perle der Azoren
Schon beim Landeanflug auf São Miguel, der größten Insel der Azoren, wusste ich: Das hier wird keine gewöhnliche Reise. Unter mir breiteten sich grüne Hügel, dramatische Steilküsten und mystische Kraterlandschaften aus – als hätte jemand Irland, Neuseeland und Hawaii in einen Vulkankessel geworfen. Und genau so fühlt sich eine Wanderreise auf São Miguel auch an: wild, ursprünglich, überraschend.
Tag 1: Sete Cidades – Der Krater, der den Atem raubt
Mein Abenteuer begann dort, wo São Miguel am dramatischsten ist: bei der Lagoa das Sete Cidades. Zwei Seen – einer grün, einer blau – eingebettet in einen riesigen Vulkankrater. Die Legende erzählt von einer verbotenen Liebe zwischen einer Prinzessin und einem Hirten, deren Tränen diese Seen geformt haben.
Ich startete frühmorgens die Wanderung entlang des Kraterrands: Vista do Rei bis Sete Cidades. Der Nebel schwebte über dem See wie ein Schleier, löste sich langsam auf und gab den Blick auf das tiefblaue Wasser frei. Stille. Nur der Wind in den Zedern und das ferne Blöken von Kühen.
Tipp: Unbedingt die Tour bei Morgenlicht gehen – das Lichtspiel auf dem Wasser ist magisch.
Länge: ca. 7,5 km – einfach, aber aussichtsreich.
Tag 2: Lagoa do Fogo – Wo die Wolken schlafen gehen
Am nächsten Tag zog es mich zum nächsten Naturwunder: Lagoa do Fogo, der „Feuersee“. Er liegt hoch oben in einem erloschenen Vulkan – und oft auch über den Wolken.
Die Wanderung führt vom Bergkamm hinunter zum Seeufer – vorbei an endemischen Pflanzen, dampfenden Böden und atemberaubenden Ausblicken. Wir waren fast allein dort unten, das Wasser spiegelte die Wolken, und die Stille war fast greifbar. Ein Picknick am Ufer – der perfekte Ort, um Zeit zu vergessen.
Hinweis: Wetter kann schnell umschlagen – gute Schuhe, Regenschutz & Flexibilität sind Pflicht.
Länge: ca. 11 km – mittelschwer, steil im Abstieg.
Tag 3-4: Salto do Prego – Wasserfall im Dschungel
São Miguel ist auch ein Paradies für versteckte Wasserfälle. Einer der schönsten: Salto do Prego bei Faial da Terra. Die Wanderung führt durch einen märchenhaften Lorbeerwald, vorbei an verlassenen Dörfern und summenden Eukalyptusbäumen.
Nach etwa einer Stunde erreicht man das Ziel: ein Wasserfall, der in ein klares Becken stürzt – perfekt für eine kurze Abkühlung.
Kombinierbar mit dem historischen Dorf Sanguinho – fast wie aus der Zeit gefallen.
Länge: ca. 4,5 km – leicht bis mittelschwer.
Tag 5: Furnas – Das dampfende Herz der Insel
Kein Besuch ohne Furnas – wo die Erde atmet. Aus Fumarolen steigt Schwefeldampf, der Boden blubbert, und sogar das Essen wird im Vulkanboden gegart. Ich wanderte rund um den Lagoa das Furnas und besuchte den Ort, wo das traditionelle Cozido das Furnas gekocht wird – ein Eintopf, der 6 Stunden im heißen Boden gart.
Am Nachmittag: Entspannung pur in den Thermalquellen von Poça da Dona Beija – 38 Grad warmes, eisenhaltiges Wasser, mitten im Grünen. Besser kann ein Wandertag nicht enden.
Kombinierbar mit botanischem Garten Terra Nostra – tropisch & geschichtsträchtig.
Rundwanderung um den See: ca. 9 km – flach & einfach.
Tag 6: Nordosten São Miguels – Wasser, Wald und Tee: Ribeira dos Caldeirões & Ribeira Grande
Ribeira dos Caldeirões
Ein grüner Naturpark mit Wasserfällen, moosigen Steinstufen, alten Mühlen und dichten Farnwäldern. Ich folgte einem kleinen Pfad tief in den Wald – vorbei an nassen Felsen, tanzenden Bächen und wilden Orchideen.
Besonders stimmungsvoll an Regentagen – der Wald wird dann magisch.
Kurze, barrierearme Spaziergänge möglich.
Teeplantage Gorreana (bei Ribeira Grande)
Die älteste Teeplantage Europas liegt eingebettet in sanfte Hügel mit Blick aufs Meer. Zwischen grünen Teebüschen weht ein feiner Duft. In der kleinen Fabrik kann man die traditionelle Verarbeitung beobachten – und natürlich auch probieren.
Kleines Café mit Meerblick – ideal für eine Teepause.
Wanderung in Lombadas
Ein verstecktes Tal südlich von Ribeira Grande: dampfende Quellen, verlassene Steinhäuser, üppiger Wald. Der Pfad führt entlang eines wilden Flusses – ruhig, abgeschieden, fast mystisch.
Mittelschwere Tour, festes Schuhwerk nötig. Bei Regen besonders eindrucksvoll.
Terceira – Weihnachten mit Herz und Seele der Azoren
Nach sechs erlebnisreichen Tagen auf São Miguel – voller grüner Täler, dampfender Quellen und endloser Küstenblicke – setzten wir unsere Reise fort und flogen weiter zu den nächsten Inseln der Azoren.
Was uns dort erwartete, übertraf all´ unsere Vorstellungen: ein unvergessliches Erlebnis voller Herzlichkeit, Überraschungen und echter azoreanischer Gastfreundschaft.
Auf Terceira durften wir Weihnachten auf eine Weise erleben, wie wir es nie erwartet hätten. Zwei Nächte, die sich tief in unser Herz eingebrannt haben – dank einer besonderen Freundschaft mit Einheimischen, die wir Jahre zuvor auf Bali kennengelernt hatten.
Durch sie wurden wir eingeladen zum „Dinner Hopping“ – einer wunderschönen lokalen Tradition, bei der wir von Haus zu Haus zogen, überall herzlich empfangen wurden, köstliche Speisen probierten und die Abende mit Geschichten, Musik und viel Lachen verbrachten.
Die malerische Altstadt von Angra do Heroísmo, UNESCO-Weltkulturerbe, bildete die perfekte Kulisse für dieses Fest voller Menschlichkeit und Wärme.
Ein weiteres Highlight war der Besuch der Vulkanhöhle Algar do Carvão – eine Reise tief in das Innere der Erde, vorbei an erstarrten Lavastrukturen und dampfenden Gesteinswänden. Und als ob das nicht schon Abenteuer genug gewesen wäre, sprangen wir danach noch in die kalten, klaren Wellen des natürlichen Meeresswimmingpools von Biscoitos – ein erfrischender Abschluss eines intensiven Tages.
Flores – Europas wilder Westen – pure Natur, pure Freiheit
Wer schon einmal von einem Ort träumte, der abseits der Welt existiert, wird auf Flores fündig.
Die westlichste Insel Europas, ein Paradies für Naturliebhaber, brachte uns zu Wasserfällen, die wie in einem Märchen über die Klippen stürzen, und in grüne Täler, die aus einer anderen Zeit zu stammen scheinen.
Wir wanderten entlang der wilden Nordwestküste – vorbei an Lavafelsen, moosigen Pfaden und dem endlosen Rauschen des Atlantiks. Einer der Höhepunkte war zweifellos Sete Lagoas, die „Sieben Kraterseen“, deren stille Schönheit im Nebel fast surreal wirkte.
Ein weiteres magisches Ziel war Poço da Ribeira do Ferreiro – ein versteckter See, umrahmt von über einem Dutzend Wasserfällen, die wie Silberfäden eine grüne Wand hinabgleiten.
Unsere Unterkunft direkt am Wasserfall war wie ein lebendiges Gedicht – das stetige Rauschen begleitete uns Tag und Nacht, ließ uns tief schlafen und noch tiefer träumen.
Flores ist kein Ort zum Konsumieren, sondern zum Spüren.
Ein Platz, an dem man den Atem der Erde hört – und den eigenen wiederfindet.
Lissabon & Cascais – Großstadtflair trifft Küstenschönheit
Der Abschluss in Lissabon konnte nicht schöner sein. Ein letzter Bica (Espresso) mit Blick auf den Tejo und dann ab in die charmanten Gassen von Alfama, die Geschichte atmen. Von hier aus machten wir noch einen Abstecher nach Cascais, ein Küstendorf, das mit seinen weißen Sandstränden und pittoresken Gassen den perfekten Kontrast zur rauen Schönheit der Azoren bildete.
Meine Top Must Do’s auf den Azoren
- Wanderung um den Lagoa das Sete Cidades (São Miguel) – Ein Naturwunder, das seine Magie in jedem Moment entfaltet.
- Dinner-Hopping auf Terceira – Weihnachten anders erleben: mit herzlichen Einheimischen, Musik und kulinarischen Genüssen.
- Flores‘ Wasserfälle und Wanderungen – Ein Paradies für Wanderfreunde und Naturliebhaber. Hier spürt man die Freiheit der Natur.
- Vulkanhöhle Algar do Carvão (Terceira) – In den Magen der Erde eintauchen und geologische Wunder entdecken.
- Cascais & Lissabon – Eine perfekte Mischung aus Kultur, Meer und mediterranem Lebensgefühl. Der ideale Abschluss einer Azorenreise.
Meine Hotelempfehlung
São Miguel: Das Hotel Verde Mar & SPA
Flores (Faja Grande): Ferienhaus Casa Atlantida Sea Front