Ich habe eine Gruppenreise nach Brasilien begleitet. Man kann wohl sagen, dass wir die Highlights dieses Landes besucht haben. Dies hatte in dem fünftgrößten Land weltweit zur Folge, dass wir auch drei Inlandflüge auf uns nehmen mussten.
Das Klima in Brasilien ist nicht allzu schwankend über das gesamte Jahr – das Land liegt nahe des Äquators, so dass die jährliche Durchschnittstemperatur bei 30ºC liegt und die Luftfeuchtigkeit bei 80% – 100%. Mit Regen muss man eigentlich über das ganze Jahr rechnen – je nach Region. Die Regenzeit im Amazonas beispielsweise dauert 8 Monate lang. Wir waren zu einer wirklich guten Jahreszeit vor Ort, da wir kaum Regen hatten. Trotz Regenzeit im Amazonas haben wir nur einen Regenschauer vor Ort erlebt.
Mein kleiner Reisebericht
Wir begannen unsere Reise in Rio de Janeiro – der wohl bekanntesten Stadt Brasiliens und einer Metropole mit ca. 12 Mio. Einwohnern. Bereits am Anreisetag eroberten wir die Copacabana und fuhren abends zum Corcovado zur Christus Statue auf eigene Faust. Hier genossen wir den ersten Ausblick auf diese wunderschöne Stadt, die von Bergen eingerahmt wird. Laut unserem Reiseleiter Marcelo ist die Lebensqualität in dieser Stadt sehr hoch und er erzählte uns, dass er nicht woanders auf der Welt wohnen möchte.
Am Folgetag unternahmen wir eine Stadtrundfahrt, auf der wir nochmals die Christus Statue besuchten, durch das Künstlerviertel Santa Terese fuhren, uns die pyramidenähnliche Kathedrale anschauten und als krönenden Abschluss mit der Seilbahn auf den Zuckerberg fuhren. Der Ausblick vom ca. 700m hohen Berg auf die Stadt inkl. der Copacabana, dem Yachthafen etc. war traumhaft schön.
Wir beendeten den ersten Tag mit einem Abendessen in der Churrasceria, einem typisch brasilianischen Restaurant, in dem uns Fleischspieße angeboten wurden, bis wir nichts mehr essen konnten – denn es gilt hier, so viel zu essen wie man möchte.
In Brasilien gibt es wirklich gutes Essen zu moderaten Preisen. Es wird sehr viel mit Maniok gekocht, es werden viele frische Früchte gereicht, frischer Fisch am Wasser ist zu empfehlen oder man bedient sich im Kilo-Restaurant, wo man nach Kilos bezahlt.
Am Folgetag wartete eine 4-stündige Fahrt zur wundervollen Kolonialstadt Paraty auf uns. Diese Stadt ist geprägt durch Kopfsteinpflaster und wurde 1958 unter Denkmalschutz gestellt. Wir unternahmen eine Schooner Tour durch die Inselwelt der Costa Verde. An vier Stopps konnten wir baden und schnorcheln, was das Herz begehrt. Wir besuchten menschenleere Strände und genossen ein köstliches Mittagessen an Bord. Bei wolkenlosem Himmel und Sonnenschein endete dieser wunderschöne Ausflug nach ca. 5 Stunden wieder im Hafen von Paraty. Die Stadt Paraty führte uns zurück in eine frühere Zeit, denn hier in der Altstadt verkehren noch Pferdekutschen. Autos sind verboten und die Häuser sind klein, die Läden – entsprechend überschaubar – bieten sehr seltene Kunstobjekte. Zudem sind hier einige Galerien zu Hause.
Das nächste Highlight stand schon vor der Tür: Iguacu mit seinen <2,7km langen und atemberaubenden Wasserfällen. 20% der Fälle befinden sich auf der brasilianischen Seite, die wir mit Blick auf die argentinische Seite am Ankunftstag erkundeten. Bereits auf der Fluganreise genossen wir einen Blick auf die Flüsse und Stauseen, die sich hier befinden. Nach einem ersten Eindruck von diesen gigantischen Fällen, einem Aufstieg auf einen 30m hohen Turm mit imposantem Blick auf die argentinische Seite, fuhren wir mit einem Schnellboot ganz dicht an die Fälle und unternahmen einen 10-minütigen Helikopterflug. Der Flug verlief direkt über die Fälle, so dass jeder einen unglaublichen Blick von oben genießen konnte.
Am zweiten Tag fuhren wir über die Grenze nach Argentinien und genossen einen anderen wunderschönen Blick auf die Wasserfälle. Lediglich den Reisepass darf man hier nicht vergessen. Über 9 km führen die Wege entlang der Fälle und boten uns atemberaubende Ausblicke. Es war unglaublich schön!
Fast einen Tag benötigten wir, um von Iguacu nach Manaus zu reisen – mit einem Zwischenstopp in Sao Paulo – dem Drehpunkt hier in Brasilien. In Manaus begrüßte uns unser Reiseleiter Cassio, der – wie sich später heraus stellte – ein richtiger Naturliebhaber und –kenner ist. Kein Wunder, denn er hat indianisches Blut in sich. Der Amazonas ist über 6500km lang, und um die 10000 Flüssen münden in ihm. Durch die Nähe zum Äquator und das reichliche Wasser liegt die Luftfeuchtigkeit hier bei 100%.
Unser Hotel lag unweit der Oper in Manaus an einem wunderschönen großen Platz, so dass wir jeden Abend während unseres Aufenthaltes hier verbrachten. Hier tobte das Leben – v.a. abends sind die Menschen auf den Straßen.
Auf uns warteten zwei Tage voller spannender Eindrücke. Am ersten Tag ging es in den Nationalpark Presidente Figueiredo, wo wir eine Wanderung mitten durch den Urwald machten – vorbei an vielen Pflanzen, die man für unterschiedliche Zwecke nutzen kann, an Wasserfällen, an einer Fledermaushöhle u.v.m.. Als Belohnung wartete auf uns ein typisch einheimisches Essen (Fisch, Fleisch, Maniok Mehr, Reis, Bohnensauce, Spagetti, Tomaten, Gurken, Salat), welches wir in vollen Zügen genossen. Auch das Nationalgetränk Guarana – eine Limonade – wurde langsam zu einem unserer Lieblingsgetränke.
Wir ließen den Tag bei einem Bad an einem der größten und schönsten Wasserfälle in dieser Region ausklingen und traten dann unsere Rückreise zum Hotel an.
Am zweiten Tag bekamen wir erst einmal eine Führung durch die Oper. Diese wurde zur Zeit des Kautschukbooms erbaut und im Jahr 1897 eröffnet – 60% der Kosten übernahmen die 20 Reichsten dieser Region, und der Rest wurde vom Land getragen. Durch die Ausrichtung des Einganges gen Osten Richtung Meer war keine Klimaanlage nötig. Die meisten Bauelemente wurden per Schiff aus Europa hergebracht. Die Reichen dieser Gegend wollten nicht auf die Kultur, die sie aus Europa kannten, verzichten. Daher traten hier sehr viele namhafte Künstler auf. Dieses Opernhaus ist das Wahrzeichen von Manaus und sowohl von außen als auch von innen wirklich wunderschön.
Weiter ging unsere Tour über den Großmarkt bis zum Hafen, wo wir unser kleines Boot für den Tag betraten. Wir fuhren zu der Stelle, an der der Rio Negro und der Amazonas / Rio Solimoes, die bis hierher 60km parallel nebeneinander geflossen sind, aufeinander treffen. Nicht nur die Färbung der beiden Flüsse unterscheidet sich um einiges, sondern auch der Temperaturunterschied beträgt hier ca. 10C. Wirklich faszinierend.
Weiter ging es durch die Nebenarme des Amazonas, wo wir auf die ersten Tiere – v.a. Vögel – trafen, vorbei an Menschen und ihren Häusern, die hier auf dem Wasser leben. Hauptsächlich sind es Selbstversorger, so dass sich hier viele kleine Plantagen von Maniok, Bananen, Mango, Ananas, Maracuja…befinden. Alles, was man zum Leben braucht. Unser Mittagessen nahmen wir in einem Restaurant ein, welches sich ebenfalls auf dem Wasser befindet. Es gab wieder ein köstliches typisch brasilianisches Essen. Als Verdauungsspaziergang gingen wir ein paar Schritte durch den dahinter angrenzenden Urwald, der ein paar sehenswerte, sehr große Seerosen und –blätter beherbergt. Auf dem Rückweg begeisterte uns das Spektakel einer Affenbande, die zwei Hunde verfolgten. Und wir mittendrin. Anschließend ging es mit dem Boot durch weitere Nebenarme, und wir entdeckten bereits lang ersehnte rot farbige Aras in einer Baumspitze, die den gesamten Wald beschallten. Ebenfalls Brüllaffen und weitere Tiere ließen sich blicken. Dann wurde das Boot gestoppt, und jeder von uns bekam eine Angel in die Hand gedrückt. Mit einem Köder hieß es nun Piranhas angeln. V.a. der Guide bewies Anglerglück und fischte einige von ihnen aus dem Wasser. Da sie aber allesamt sehr klein waren, haben wir ihnen das Leben geschenkt. Plötzlich erwischte uns ein heftiger Regenschauer mit Gewitter – mitten auf dem Wasser. Eigentlich das, was wir hier im Amazonasgebiet schon längst erwartet hatten. Wir harrten also aus, bis das Wetter sich beruhigt hatte. Anschließend suchte unser Guide unermüdlich mit einem Scheinwerfer, denn es war bereits dunkel, die Ufer nach Kaimanen ab. Als er einen entdeckte, fuhren wir mit dem Boot zu der Stelle, unser Guide schwang sich fast gänzlich aus dem Boot und griff sich tatsächlich einen kleinen Kaimanen, den wir anschließend bestaunen und streicheln duften. Wie süß. Aber auch diesem kleinen Freund schenkten wir natürlich sein Leben. Völlig erschöpft von einem sehr langen Tag kehrten wir zurück zum Hotel und ließen den Tag mit unserem Lieblingsgetränk – einem Caipirinha – ausklingen.
Es ging zu unserem letzten Abschnitt der Reise – nach Salvador da Bahia an die Ostküste. Da hier einst viele Sklaven aus Afrika per Schiff übersetzten, leben hier über 60% Schwarze. Schon nach unserer Ankunft spürten wir die Lebensenergie der Bevölkerung – überall Livemusik, viele Trommler, Straßenkünstler, Kampfkunst. Die ganze Stadt ist durch die afro-afrikanische Kulturszene geprägt.
Da die Stadt auf verschiedenen Ebenen einer Bergkette gebaut wurde, wird Salvador in eine Oberstadt und eine 70m tiefer gelegene Unterstadt geteilt. Diese ist jedoch mit 2 Fahrstühlen verbunden, die man für einen geringen Preis von wenigen Cents nutzen kann. Über 400 Kirchen wurden hier gebaut – einst war Salvador sogar die Hauptstadt Brasiliens. Wir unternahmen einen Ausflug zum schönsten Strand von Barra und genossen einen Blick auf den Leuchtturm und das Meer. Salvador besitzt mehrere Festungen, da es sich einst verteidigen musste, denn es hat eine sehr lange Einfahrt in die Bucht.
Bei einem Spaziergang durch die wirklich schöne Altstadt mit ihren bunt bemalten Häusern machten wir einen Besichtigungsstopp an der Franziskanerkirche, die im Inneren durch die vielen blau/weiß bemalten Fliesen auch als goldene Kapelle geprägt ist – wirklich etwas ganz Besonderes. Weiter ging es durch enge kopfsteingepflasterte Straßen, wo u.a. auch das Video zum Song von Michael Jackson „They don`t care about us“ gedreht wurde. Gleichnamiger unterstützte mit dem erworbenen Geld zu diesem Video das ansässige Projekt http://projetosalvador.de/das-projekt/ Olodum – hierzu gibt es sogar ein Bekleidungsgeschäft. Wir waren insgesamt drei Nächte in Salvador und genossen den Aufenthalt sehr. Ein perfektes Ende einer wundervollen und sehr erlebnisreichen Reise.
Tipp
Wir hatten auf dieser Reise keinerlei Angst o.Ä. Allerdings sollte man seinen kostbaren Schmuck zu Hause lassen und auch die Wertsachen fest bei sich tragen, denn Überfälle können hier – wie auch sonst auf der Welt – überall passieren. Zudem sieht man überall immer mal wieder Menschen, die betteln. Vor allem in Salvador war es sehr auffällig, denn hier ist der Drogenkonsum relativ hoch.
Auch wenn Englisch die zweite Landessprache ist, sprechen hier viele Brasilianer nur portugiesisch oder schlechtes Englisch. Schulpflicht besteht nur bis zur 8. Klasse.
Die Nebenkosten sind wirklich gering – selbst in den Großstädten. Abends sollte man in den Restaurants essen gehen und das ganze Flair genießen, anstatt im Hotel o.ä. zu essen.
Unsere Unterkünfte
Rio de Janeiro – Hotel Rio Design: Ein einfaches Hotel in 2. Strandreihe zur Copacabana, aber sehr gut gelegen. Ein kleiner Pool auf dem Dach dient zur Erfrischung, aber nicht zum Schwimmen.
Paraty – Pousada Vila do Porto: Ein kleines, perfekt in die Umgebung passendes Hotel, welches auch sehr zentral zur Altstadt gelegen ist. Zimmer einfach und klein.
Iguacu – Pietro Angelo Hotel: Ein sehr helles und freundliches Hotel mit Pool und Poolbar. Die Lage ist ok, aber nicht weiter erwähnenswert. Service sehr gut.
Manaus – Go Inn Manaus: Dieses Hotel besticht durch die zentrale Lage, ist ansonsten aber eher einfach.
Salvador – Bahiacafe Hotel Pelourinho: Ein wirklich sehr niedliches, kleines Hotel, welches zentral in der wunderschönen Altstadt am großen Platz liegt. Aber Achtung – es gibt keinen Fahrstuhl. Dieses Boutique Hotel besticht durch seine Lage, den tollen Service, die schönen Zimmer,….einfach ein kleines Schmuckstück.
Brasilien ist auf jeden Fall eine Reise wert. Man muss aber ausreichend Zeit für dieses riesige Land einplanen, und wenn man wie wir viel sehen möchte, auch auf mehrere Inlandflüge einstellen. Es ist so facettenreich, dass es zu keinem Zeitpunkt eintönig oder gar langweilig wird. Das Land hat so viel zu bieten an Fauna, Flora und Tieren, dass man sich manchmal gar nicht satt sehen kann. Nicht zu vergessen sind natürlich die freundlichen Einwohner.